LK Zug Handball - 2 Jahre danach
- Input Thomas - Titel: Wieso auf Rückraum Rechts
- Input Thomas - Inhalt: Man kann es nicht übersehen - aber Noémie Suter kann ihr Potential zu 100% auf der Rückraum Mitte abrufen. Sie ist eine Allrounderin - keine Frage. Sie kann auf allen Positionen spielen - keine Frage. Aber das könnte Andy Schmid auch - keine Frage. Persönlich finde ich es schade (aber das ist nur meine Meinung), dass im Frauenhandball die Entscheidungen der Nationaltrainer einen derart grossen Einfluss darauf haben, auf welcher Position Spielerinnen eingesetzt werden sollen. Betrachtet man es nüchtern, dann muss man auch ehrlich sein. Kommt nämlich eine Linkshänderin mit Leistungsresultaten, wird eine Rechtshänderin links liegen gelassen. Übrigens genau so, wenn sie mit grossen Verletzungen ausfallen - aber das ist ein anderes Thema. Da fragt man sich einfach, ist das im Sinne der Spielerin oder dienen Spielerinnen einfach als (Trainings-)Füllmaterial für bestimmte Gefässe? Was, wenn die Spielerinnen nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen können - werden sie dann plötzlich attraktiv für die «richtige Position»? Eine Nachfrage vor 3 Jahren bei einem SPL1-Trainer hat dies zumindest genau in diese Richtung bestätigt. Für mich nicht fair gegenüber den Spielerinnen...
- Inhalt gross Thomas: Man kann es nicht übersehen - aber Noémie Suter kann ihr Potential zu 100% auf der Rückraum Mitte abrufen. Sie ist eine Allrounderin - keine Frage. Sie kann auf allen Positionen spielen - keine Frage. Aber das könnte Andy Schmid auch - keine Frage. Persönlich finde ich es schade (aber das ist nur meine Meinung), dass im Frauenhandball die Entscheidungen der Nationaltrainer einen derart grossen Einfluss darauf haben, auf welcher Position Spielerinnen eingesetzt werden sollen. Betrachtet man es nüchtern, dann muss man auch ehrlich sein. Kommt nämlich eine Linkshänderin mit Leistungsresultaten, wird eine Rechtshänderin links liegen gelassen. Übrigens genau so, wenn sie mit grossen Verletzungen ausfallen - aber das ist ein anderes Thema. Da fragt man sich einfach, ist das im Sinne der Spielerin oder dienen Spielerinnen einfach als (Trainings-)Füllmaterial für bestimmte Gefässe? Was, wenn die Spielerinnen nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen können - werden sie dann plötzlich attraktiv für die «richtige Position»? Eine Nachfrage vor 3 Jahren bei einem SPL1-Trainer hat dies zumindest genau in diese Richtung bestätigt. Für mich nicht fair gegenüber den Spielerinnen...
- Beitrag Obertitel: LK Zug Handball
- Beitrag Kurzinfo: Es war vor 2 Jahren, als man beim LK ZUG mit allen drei Juniorinnenteams Schweizermeister geworden ist. Nun hat man mit zwei der Teams von damals erneut den Schweizermeistertitel in der höheren Kategorie geholt. Der LK Zug kann sich somit in der Saison 2022|23 gleich mit zwei Teams Schweizermeister nennen.
- Beitrag Autor: Thomas Huber
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Die FU18 Elite Juniorinnen des LK Zug haben am 13. Mai 2023 in St.Gallen das Rückspiel gegen den LC Brühl mit 19:24 für sich entscheiden können. Somit wird das Team zwei Jahre nach dem Schweizermeistertitel der FU16 Elite Juniorinnen erneut Schweizermeister. Was während der Saison nicht unbedingt als höchst wahrscheinlich anzusehen war, ist also trotzdem wahr geworden. Ähnlichkeiten zum Titel vor zwei Jahren sind unverkennbar.
Die Tatsache, dass ich selber mit diesem Team in der Saison 2020|21 zum Abschluss meiner "Trainerkarriere" den Schweizermeistertitel gewinnen konnte, inspiriert mich, diesen Bericht zu verfassen. Persönlich fühle ich mich mit diesem Team einfach verbunden und ich darf mich glücklich schätzen, dass es von diesem Team einige Spielerinnen gibt, welchen den Kontakt nicht haben abreissen lassen. Und was ich nach dem Sieg in St. Gallen erleben durfte waren sehr viele Emotionen, Dankbarkeit und einen wunderschönen Abend. Aber jetzt geht's mal zum Spiel.
Vorhersage ist eingetroffen
Als man mich gefragt hat, ob das Team den Titel nach der knappen Niederlage in Zug holen würde lautete meine Antwort: «Nach einem wirklich sehr guten Spiel und der nur knappen Niederlage muss man taktisch ganz bestimmte Dinge ändern - sonst wird es wohl trotzdem nicht klappen». Der Trainerstaff hat das Team wohl optimal auf das Rückspiel vorbereitet und in der zweiten Halbzeit hat man genau diese taktischen Veränderungen vorgenommen. Basis für den Sieg ist aus meiner Sicht die Defensive und die dahinter fantastisch agierende Seraine Kurattli. Was Zoé Osterwalder im Hinspiel, hat Seraina Kurattli im Rückspiel auf die Platte legen können. Dazu gekommen ist das Spiel der Spiele von Noémie Suter auf Rückraum Mitte und der unbeugsame Wille von Sabrina Rüegg. Aber auch Fellina Wagner hat für mich entscheidende Akzente im richtigen Moment setzen können.
Noémie Suter - 13/13
Sie ist - zumindest aus meiner Sicht - ein riesiges Talent. Aber nicht auf Rückraum Rechts - sondern auf Rückraum Mitte. Und ich bleibe dabei! Denn genau das war unter anderem wohl auch der Schlüssel zum Schweizermeisteritel 2022|23. Mit einer 100%-igen Wurfquote sowohl 8x von der 7m-Linie und 5x aus dem Spiel heraus ragt sie in dieser Partie - auch mit ihrem Strahlen - einfach heraus. Noémie leitete das Spielgeschehen, setzte Akzente und verlagerte die Spielabschlüsse vermehrt auf die linke Seite, wo man mit Sabrina Rüegg einfach die grösseren erfolgreichen Abschlusschancen erwarten durfte. Schlussendlich ist es für die rechte Flügelspielerin als Rechtshänderin schlicht und ergreifend sehr schwer zum Vollerfolg zu kommen. Vorne erfolgreich und in der Abwehr die Arbeitsmaschine, unter anderem im Duell mit der Brühlerin Aurora Bitzi. Noémie hat in dieser Partie Aurora Bitzi komplett abgemeldet. Mit zwei Toren aus dem Spiel (plus 1x von der 7m-Linie) blieb die Brühlerin weit unter ihren normalen Werten. Ausschlaggeben war das Abwehrverhalten und die Tatsache, dass man Aurora nicht ohne Kontakt laufen gelassen hat. Dabei sind die koordinativen Defizite extrem aufgefallen, wenn sie Kontakt zur Abwehrspielerin hatte. Dass man generell nicht mehr über die Kreisläuferin spielt - verstehe ich hingegen nicht ganz.
Phasenweise 84% Quote für Seraina Kurattli
Ein weiteres Puzzle-Teil in dieser Partie war Seraine Kurattli. Sie verlässt den LK Zug auf die kommende Saison und wechselt zu GC Amicitia Zürich (SPL1) mit Jahrgang 2007. Schade, dass man sie in Zug nicht halten konnte - sie wird in den nächsten Jahren noch viel von sich hören lassen, insofern ihr Körper es zulässt und man ihr die Zeit für die (auch körperliche) Entwicklung gibt. War es im Hinspiel noch Zoé Osterwalder, welche überragend gehalten hat, war es in diesem Spiel Seraina, welche mit Ihren Paraden mehrfach und immer wieder glänzte. In der zweiten Halbzeit - gestärkt durch eine fantastische Abwehr - hielt sie ihr Tor während 16 Minuten «trocken» und kassierte kein einziges Tor. Diese Phase war es denn auch, welche dem LK Zug den schlussendlichen Vollerfolg sichert. Die Körpersprache von Seraina war vor dem Spiel schon fast Angst einflössend. Sie wirkte konzentriert, fokussiert und enorm motiviert. Nach der letzten - nicht wirklich überzeugenen Partie - wollte sie sichtlich zum Abschluss ihrer Zeit beim LK Zug zeigen, welche Fortschritte sie in den letzten 3 Jahren gemacht hat. Es ist ihr gelungen und es ist ihr wahrlich zu gönnen.
Abwehr stellt ein Bollwerk
Eine gute Torhüterleistung geht häufig mit einer kompakten und guten Abwehr in Einklang. Das war auch in diesem Spiel so. Die Abwehr - sicher das Prunkstück an diesem Nachmittag - liess schlussendlich lediglich 19 Gegentore zu. In der ersten Halbzeit musste man sich 12x und in der zweiten Halbzeit lediglich 7x vom Gegner bezwingen lassen. Es war als stände da eine Wand und die Brühlerinnen rannten ständig dagegen. Je länger das Spiel dauerte je mehr kam es einem vor, als ob beim Gegner die knappe Cupfinal-Niederlage gegen HV Herzogenbuchsee eine Negativspirale herbeiführte. Auch die Gestiken der Trainerin sprachen Bände. Sie wirkte in dieser Phase fast etwas ratlos und musste es den Spielerinnen überlassen, wieder aus dem Tief zu kommen. Nach 50 Spielminuten stand es 14:22 und alles deutete darauf hin, dass das Spiel gelaufen war.
Der LC Brühl schaffte es dann aber plötzlich wieder Fuss zu fassen und verkürzte seinen Rückstand kontinuierlich. Erst in der 56 Minute schafften es die Zugerinnen wieder ein Tor zum 17:23 zu erzielen. Danach konnten immer wieder die Brühlerinnen jubeln - der LK Zug zeigte in den letzten Minuten Nervenflattern und musste technische Fehler, Fehlwürfe und eine Zeitstrafe zulassen. Doch 30 Sekunden vor Schluss war es dann wieder Seraina Kurattli, welche den letzten Wurf von Ursina Schnider parierte. Das Spiel war gelaufen und das letzte Tor der Zugerinnen zwar schön erspielt aber durch die Fassungslosigkeit der Gegnerinnen auch so zugelassen.
Verdienter Schweizermeistertitel
Der LK Zug ist Schweizermeister und nach dem Rückspiel auch verdient, wobei man daraus nicht interpretieren darf, dass der LC Brühl es nicht auch verdient hätte. Es waren zwei Partien auf Augenhöhe, für das Rückspiel schien der LK Zug aber präsenter, fokussierter und entschlossener zu sein. Eine starke Mannschaftsleistung - auch wenn es überragende Einzelspielerinnen gegeben hat - war Basis für diesen Titel. Die Zugerinnen tun gut daran, wenn sie auch weiterhin auf das Team setzen. Ein Team kann auf eine Einzelspielerin verzichten - eine Einzelspielerin niemals auf das Team.
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